Hausbooturlaub in Deutschland liegt im Trend und jedes Jahr skippern mehr und mehr Menschen über unsere heimischen Gewässer. Die im Jahr 2012 eingeführte 15 PS Regel hat dies noch gefördert und unsere Seenlandschaften sind zu einem wahren Ferienparadies geworden. Laut Statistik verbringen immer mehr Deutsche Ihren Urlaub im eigenen Land. Um den Urlaub noch zu versüßen ist hier ein Ratgeber mit den Top 10 Tipps für Hausboot Charterer und dergleichen.
1. Sie brauchen keinen Bootsführerschein
Zumindestens in 90% aller Fälle denn es gibt zwei Ausnahmen von der allgemeinen Bootsführerscheinpflicht in Deutschland. Zum einen besteht seit 2012 die Führerscheinfreiheit bis 15 PS Nutzleistung, die es erlaubt ein Hausboot auch ohne Führerschein zu mieten. Zum anderen gibt es den Charterschein mit dem in bestimmten Revieren auch Schiffe oder Hausboote mit deutlich höherer Motorleistung verchartert und betrieben werden dürfen. Der Grund warum grössere Schiffe auch ohne Sportbootführerschein gefahren werden dürfen, liegt einzig und allein an der Charterbescheinigung, die im Jahr 2000 eingeführt wurde. Sie besagt, dass Charterer nach einer ausführlichen Einweisung eine sogenannte Genehmigung erhalten, die Ihnen erlaubt ausgewählte Reviere für eine bestimmte Zeit zu befahren. Dieses Konzept hat sich gut bewährt und ist auf die geringe Unfallquote zurückzuführen.
2. Kapitänshandbuch lesen
Jeder Charter stellt ein sorgfältig prepariertes Kapitänshandbuch zur Verfügung, in dem auf alle Besonderheiten des Schiffes in der Handhabung hingewiesen werden. Es gibt Information über das Wasserrevier, Anlegestellen und sehenswerte Routen. Viel wichtiger sind die Auflistungen von potentiellen Gefahren, die entstehen können zum Beispiel beim Schleusen oder im täglichen Schiffsverkehr. Es ist also ein Muß sich mit dem Kapitänsbuch vertraut zu machen um so sicher wie möglich unterwegs zu sein.
3. Routenplanung
Es zahlt sich aus seine Routen gut zu planen, denn man kann viel Zeit verlieren beim Schleusen oder beim Durchfahren von endlosen Kanälen. Es ist sinnvoll eine Route zu wählen, wo abzusehen ist, wann man ungefähr den nächstgelegenen Hafen erreichen kann um so dort einen gemütlichen Abend zu verbringen. Ein Navinaut Routenplaner kann hierbei hilfreich sein.
4. Richtiges Anlegen
Ein Boot richtig anzulegen ist gar nicht so einfach. Besonders unangenehm sind die Momente, wenn man in einen fremden Hafen einfährt und einen Liegeplatz zugewiesen bekommt, der sich ausgerechnet vor den Tribünen des Hafenrestaurants befindet. Jetzt gilt es zu zeigen, was man kann um den kritischen Blicken des Hafenklientel zu trotzen. So geht’s:
- Fender raus und richtig positionieren
- Langsam fahren aber nicht zu langsam das Strömung und Wind das Steuer übernehmen
- Erst lenken dann Gas geben um die Schubkraft in die richtige Richtung zu leiten sonst geht es erstmal vorwärts
- Den Motor nicht ausschalten bevor die letzte Leine festgemacht ist. Es kann immer mal passieren das man nochmal manövrieren muss wenn zum Bespiel eine Leine ins Wasser fällt und das Schiff droht auf den Steg zu stoßen
- Teamwork und Kommunikation sind wichtig um zu wissen wieviel Platz man hat oder ob man doch nocht etwas nach rechts fahren sollte
- Das Bugstrahlruder nutzen, dafür ist es da auch wenn manch einer sagt echte Kapitäne brauchen das nicht
5. Knoten lernen
Mal abgesehen vom korrekten Seemans Jargon, die Seile auch Tampen oder Leinen genannt müssen in vielen Bereichen zum Beispiel beim Anlegen oder Schleusen zum Einsatz kommen. Hier ist wichtig zu wissen wie denn eine Klampenbelegung funktioniert oder wie ein Fender richtig festgemacht wird. Man braucht nicht viele Knoten aber die die Wichtigsten sollten sitzen. Hier ein kleines Video, was die Knoten gut erklärt.
6. Ausstattung
Eine gute Ausstattung ist das A und O beim Chartern. Denn es kann auch mal regnen oder kalt werden. Oftmals sind es einige Kilometer vom Hafen bis zum nächstgelegenen Supermarkt, deshalb ist es oft sinnvoll ein oder zwei Fahrräder mitzunehmen. Im Hafen angekommen wird oft Kleingeld benötigt um Fäkalien abzupumpen oder die Waschmaschine zu benutzen. Münzen sollten dann parat liegen. Extra Handtücher zum Abtrocknen und Wäscheklammern zum Aufhängen sind empfehlenswert. Handschuhe zum Schleusen, bequeme, rutschfeste Schuhe und ein Fernglas nicht vergessen.
7. Ankern, wie geht das ?
So leicht es klingt, richtiges Ankern soll gelernt sein. Nur so kam man garantieren auch bei stärkerem Wind nicht gleich in der nächsten Böschung zu landen. Zum Ankern werden vorwiegend Buchten verwendet, weil dort ein gewisser Schutz vor Wellen und Wind gegeben ist. Es gilt zu beachten, dass die Ankerkette mindesten 4 mal so lang sein sollte wie die Wassertiefe. Das bedeutet, das bei einer Wassertiefe von 3 Metern, die Kette mindesten 12m lang sein sollte. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Kette sich auf dem Grund ablegen kann. Das ist wichtig, denn die entstehende Kraft durch das Anheben der Kette vom Grund hindert das Boot daran abzudriften. Bei einer normalen Leine sollte die Leinenlänge sogar mindestens 6 mal so lang sein.
8. Hafenregeln beachten
Einmal in Hafen angekommen ist es wichtig den Hafenmeister über die Ankunft zu informieren. Er verweist dann auf einen geeigneten Liegeplatz und gibt Auskunft über Liegegebühr und worauf zu achten ist. Sollte der Hafenmeister schon weg sein kann man versuchen ihn telefonisch zu erreichen oder gegebenenfalls sich einfach einen Liegeplatz auszusuchen. Man sollte dann spätestens am nächsten Morgen Bescheid geben und die entsprechende Liegegebühr bezahlen.
9. Schleusen
Und nun zum beliebten Thema, dem Schleusen. In den Sommermonaten gehört es oft zu den aufregendsten Momenten einer Bootstour und stellt so manche Beziehung auf die Probe, denn hier ist Teamwork gefragt. Wählen Sie am Besten eine Route mit so wenig Schleusen wie möglich. Das Schlimmste was hier passieren kann ist, dass ein Boot an der Schleusenmauer hängen bleibt. Sollte dies geschehen müssen unbedingt die Leinen gekappt werden. Dabei kann das Boot aber zurück in die Schleuse plumpsen, beschädigt werden und andere Boote und Menschen in der Schleuse gefährden. Um das zu verhindern ist es notwendig ein Schiff niemals richtig fest zu machen und die Leinen nur rüber zulegen und festzuhalten. Es gehört zur guten Seemannschaft sich gegenseitig beim Schleusen zu unterstützen und nicht selten bildet die Schleuse einen Austauschpunkt mit anderen Kapitänen. Achten Sie auf die Öffnungszeiten der jeweiligen Schleuse und machen Sie gegebenenfalls vorher am Ufer fest und warten Sie auf Ihren Törn.
Beim Abwärts fahren ist es notwendig langsam in die Schleuse zu fahren und das Boot hinten und vorne an einem Poller zu fixieren ohne es fest zu machen. Falls kein Schleusenwärter da ist gehen Sie von Bord und schließen Sie das Schleusentor und öffnen Sie den Abwärtsschieber. Während das Boot absinkt müssen Sie nun die Leinen stetig nachgeben und darauf achten, dass sie sich nicht verklemmen. Wenn das Schiff endgültig abgesunken ist kann nun die Person an Land das Tor öffnen um langsam raus zufahren, wobei darauf zu achten ist, das die Leine nicht ins Wasser fallen und sich womöglich um die Schraube wickelt.
Beim Aufwärts Schleusen muss bei Einfahrt in die Schleuse eine Person an Land gehen um die Leinen um die Poller zu legen. Ist das Boot fixiert können nun die Schleusentore geschlossen werden und der Schieber umgelegt werden. Im Gegensatz zum Abwärtsfahren müssen Sie jetzt darauf achten die Leinen dichter zu holen. Durch das schnell einströmende Wasser kann sich in Sekunden enorm viel Zug auf den Leinen aufbauen. Hier ist es wichtig dem entgegenzuwirken und das Boot dicht an der Schleusenmauer zu halten. Wenn das Schiff oben angekommen ist können Sie oder der Schleusenwärter die Tore öffnen und behutsam raus fahren.
10. Die Stromversorgung
Gerne vergisst man doch, dass ein Hausboot doch mehr Boot als Haus ist und die Stromversorgung dementsprechend knapp ausfallen kann. Moderne Hausboote, welche über eine Solaranlage verfügen sind hier besser dran. Während der Fahrt kann der 12V Ladestrom normalerweise frei genutzt werden um Handys und dergleichen aufzuladen. Vorausgesetzt Ihr Schiff verfügt über einen teuren Wechselrichter und entsprechende Speicherkapazitäten, sind Dinge wie Wasserkocher oder Fön tabu, denn sie können eine Bordbatterie in Sekunden tief entladen. Wenn man im Hafen angekommen ist und nun endlich den ersehnten Strom anzapfen kann wird einem Bewusst wie wertvoll er doch ist. Es gilt zu beachten, das die Voltzahl im Hafen variieren kann sowie auch die Amperleistung, denn wo viele Schiffe Strom zapfen kann auch oft nur ein bestimmtes Maß und Leistung erreicht werden. Sollten Sie jetzt einen Induktionsherd voll aufdrehen, dann springt zu neunzig Prozent aller Fälle die Sicherung im Hafen heraus, was die anderen Anlieger sehr begrüßen werden.